Annette Hansen: Was geht an Hochschulen?

Annette ​Hansen

 

Was geht an Hochschulen?


Prüfungskultur wird viel von Lehrer*innen diskutiert. An den Hochschulen scheint sich noch nicht viel zu tun. Wie Philipp Wampfler auf https://schulesocialmedia.com/2022/01/20/prufungskultur-an-hochschulen/schreibt, ist das für die Studierenden ein Problem und wirkt auch auf die Schulen zurück, die ja unter anderem auf das Studium vorbereiten.
Welche Ansätze zu einer neuen Prüfungskultur an Hochschulen sind denkbar? Was tut sich schon? Was erlauben und was verhindern Prüfungsordnungen und Modulhandbücher? Über diese und ähnliche Fragen möchte ich mit Euch diskutieren und Ideen zusammentragen.

Ich unterrichte seit vielen Jahren Japanisch an der Ruhr-Universität Bochum und nutze gerne die digitalen Möglichkeiten (z.B. Lernvideos und Inverted Classroom). Prüfungen machen mir schon lange Unbehagen, und ich habe jetzt angefangen, neue Formate auszuprobieren.

Um was ging es in dieser Session?

Was geht an Hochschulen?

Dokumentation zur Session „Was geht an Hochschulen“
auf dem Barcamp https://pruefungskultur.org/ am 5. Februar 2022.

Welche Ansätze zu einer neuen Prüfungskultur an Hochschulen sind denkbar? Was tut sich schon? Was erlauben und was verhindern Prüfungsordnungen und Modulhandbücher? Über diese und ähnliche Fragen möchte ich mit Euch diskutieren und Ideen zusammentragen.

Welche neuen Prüfungsformate verwendet Ihr oder Eure Kolleg*innen?

  • Test-Aktivität und Aufgabe-Aktivität in Moodle
  • ILIAS für formatives Assessment
  • H5P über ILIAS PlugIn -> Achtung! Bei H5P werden die richtigen Antworten im Seitenquelltext angezeigt. Deshalb sind die Interaktiven Inhalte von H5P eigentlich nicht gut für Prüfungen im engeren Sinne geeignet.
  • Posterpräsentationen
  • Peer-Feedback
  • MS-Forms (formatives Assessment, Selbsteinschätzungen)
  • Scans von handschriftlichen Bearbeitungen, die dann in Moodle hochgeladen werden
  • Coderunner, STACK
  • ePortfolio, Projekt-Prüfungen
  • Klausuren per LPLUS (Multiple und Single Choice, Reihenfolge, offene Fragen, Abgaben)
  • Erklärvideos als Leistungsnachweis (Teil eines ePortfolios)

Welche Änderungen in der Prüfungskultur würdet Ihr Euch an Unis/Hochschulen wünschen?

  • Proctoring ist schrecklich und belastend für die Studierenden und die Menschen, die beaufsichtigen müssen
  • Microcredentials
  • mehr über formative Assessments nachdenken – aber auch an Zeitkapazitäten der Studierende denken -> keine Überfrachtung mit einer Vielzahl an formativen Assessments
  • mehr Peer-Review bzw. Peer-Feedback in Prüfungsformate integrieren
  • Labor-Arbeiten in digitale Prüfungsformate transferieren, wo es sinnvoll ist und ggf. sogar ein Mehrwert entstehen kann.
  • Durchgehend sind es ganz häufig nur Einzelleistungen -> viel mehr Wert darauf legen, kooperative Arbeitsergebnisse zu bewerten (oder wertzuschätzen? 😉 ) -> Kooperation ist oft viel näher an beruflicher Praxis
  • Ausbildung „als Einzelkämpfer*innen“ prägt evtl. stark in die Richtung, dass Ausgebildete Netzwerke und Kooperationsmöglichkeiten weniger gut erkennen können

Welche (prüfungs-)rechtlichen Probleme seht Ihr? Was müsste sich da ändern?

  • Anpassung von Prüfungsordnungen
  • Rechtliche Rahmenbedingungen wechselnd oder unklar
  • Corona-Ausnahmeregelungen, die auslaufen -> Was geschieht danach?
  • Die rechtliche Lage ist auch oft unklar. Unser Prüfungsamt meldet sich nie auf Rückfragen, kann uns nichtmal sagen, welche Daten/ Angaben wir bei digitalen Klausuren sichern müssen.
  • Dazu bräuchte es mal Schulungen. Und andererseits auch eine Revolution! (oder Evolution?)

Und sonst …

  • Hemmschwellen mit Lizenzen für digitale Tools
  • Technikaffinität unterschiedlich ausgeprägt
  • Zeitaufwand bei der Erstellung von digitalen Prüfungen hoch -> über Projekte können Mitarbeiter*innen eingestellt werden für solche Aufgaben
  • Beaufsichtigung von digitalen Fernprüfungen ist ein unglaublich schwieriges Thema – Was ist gefordert? Was ist überhaupt sinnvoll in der Praxis?
  • Prüfungen nur noch in Präsenz seit WS 2021/22, seit Corona Ausnahmeregelungen vorbei sind
  • Problematik im Umgang mit Wünschen von Lehrenden nach Proctoring/ starker Kontrolle (in diesem Zusammenhang auch Studierende unter Generalverdacht, zu täuschen)
  • Archivierungs-Problematik: Sowohl rechtlich als auch technisch.
  • Schwierig, Kolleg*innen mitzunehmen.
  • Probleme in der Bedienung digitaler Prüfungs-Systeme, die z.B. mit LaTex (für Formeln) arbeiten -> muss gezielt geschult werden
  • Reflexionstagebücher, offener Raum, gute Fehler-Kultur, Wertschätzung, Lernende ernst nehmen
  • [Bestanden/ nicht bestanden] als große Chance für Assessment, Mastery Learning